Das kleine Gespenst Flatterchen
Hoch oben auf einem alten, knorrigen Baum, in einem vergessenen Schloss, lebte das kleine Gespenst Flatterchen. Es war schneeweiß, winzig und hatte große, neugierige Augen. Jede Nacht flatterte es durch die langen Flure des Schlosses, doch es hatte ein großes Problem: Flatterchen konnte einfach niemandem Angst einjagen!
Die alten Schlossgeister lachten immer:
„Ein Gespenst muss doch furchteinflößend sein! Du bist viel zu freundlich, Flatterchen!“
Das machte Flatterchen traurig. Es wollte so gern ein richtiges Gespenst sein! Also beschloss es, sich eine besonders gruselige Nacht auszudenken.
Eines Abends, als der Mond silbern durch die Fenster schien, hörte Flatterchen eine leise Stimme. Sie kam aus dem dunklen Garten hinter dem Schloss. Vorsichtig schwebte es hinaus und sah – ein kleines Mädchen saß weinend auf einer Bank.
„Warum weinst du?“ fragte Flatterchen sanft.

Das Mädchen erschrak ein wenig, doch als es Flatterchen ansah, musste es kichern. „Du bist gar nicht gruselig! Ich habe mich im Dunkeln verlaufen und finde den Weg nach Hause nicht.“
Jetzt hatte Flatterchen eine Idee! Es wollte das Mädchen retten – doch wie?
Plötzlich knackte es im Gebüsch. Ein Schatten bewegte sich! Eine unheimliche Gestalt kam näher! Flatterchens Herzchen schlug wild. War das ein Räuber? Ein Waldgeist? Ein furchteinflößendes Monster?
Das kleine Gespenst nahm all seinen Mut zusammen, pustete sich auf, flatterte wild und machte:
„BUHUUUUU!“
Der Schatten blieb stehen. Dann rannte er panisch davon!

„Du hast mich gerettet!“ rief das Mädchen erleichtert.
Stolz schwebte Flatterchen voran und brachte das Mädchen sicher nach Hause. Dort wartete ihre Mutter schon mit offenen Armen.
Von diesem Tag an wusste Flatterchen: Man muss nicht furchteinflößend sein, um mutig zu sein! Und manchmal ist das Netteste, was man tun kann, einfach jemandem zu helfen.
Seitdem erzählten die Schlossgeister immer die Geschichte vom tapferen kleinen Gespenst, das einen Schatten verjagte und ein Lächeln rettete.